meine Begegnungen mit Palingen

In den letzten Apriltagen des Jahres 1967 kam ich nach vorausgegangenen sechs Monaten "Grundausbildung" aus Dassow nach Palingen.

Irgendwie wurde man einem Zimmer in diesem Plattenbau am Rand der Palinger Heide zugeteilt. Darin befanden sich wohl vier Betten - als übereinandergestellte Ober - und Untergestelle, ein Tisch, vier Hocker und die üblichen Spinde.
Dennoch waren die räumlichen und sonstigen Umstände deutlich besser als im Dassower Lütgenhof.
Mir war aufgefallen, dass eine an der Hauswand angebrachte Tafel an den gefallenen oder ermordeten Grenzsoldaten S. Apportin erinnerte. Als ich nach den näheren Umständen fragte, erfolgte keine Antwort. Am nächsten Tag begann das Einerlei des Grenzalltags. In Erinnerung geblieben sind mir ein Tag, an dem in der Palinger Heide ein Waldbrand ausgebrochen war. Plötzlich standen die Einwohner des Ortes mit Löschgeräten direkt am ansonsten streng abgeriegeltem Grenzzaun und bekämpften erfolgreich das Feuer, zogen dann nach getaner Arbeit ohne Aufhebens wieder ab. Die/der Chef der Grenzkompanie war/en über die Tatsache, dass plötzlich die Ortsbevölkerung das Regime über den Waldbrand übernommen hatte und sich wie selbstverständlich in "verbotenen" Zonen zu schaffen machte, mehr als verwundert. So mein Eindruck.
Eine weitere außergewöhnliche Situation bestand darin, dass es eines Tages hieß, dass sich ein flüchtiger Soldat der Sowjetarmee auf die Grenze zu bewegen würde.
In dieser Nachtschicht waren wir ausnahmsweise sehr achtsam. Zum Glück hatte Palingen mit diesem Vorfall dann nichts mehr zu tun.
In Erinnerung ist mir noch eine bitterkalte Nacht im Winter 1967/68 geblieben.
Das war das erste und letzte Mal, dass sich der Kompaniechef persönlich bei seinen Leuten vor Ort blicken ließ und etwas Tee und gute Worte verteilte.
Auch hatte ich mitbekommen, dass in Palingen die Tragödie mit dem polnischen Landarbeiter Jakubowski spielte. Da ich keine  Kontakte mit der Dorfbevölkerung hatte, konnte ich seinerzeit nicht erfahren, was da tatsächlich passiert gewesen war. Innerhalb der Grenzkompanie konnte oder wollte mir keiner Auskunft geben. Inzwischen ist mir die Geschichte bekannt.
Bemerkenswert noch, das - wahrscheinlich im Sommer 1967 - es einen Wechsel in der Person des Kompaniechfs gab. Der seinerzeitige Chef soll im Palinger Dorfkrug, bzw. der Palinger Ortsgastätte sich daran erfreut haben, wie eine Dame, bzw. Mädchen dort öffentlich einen Striptease hingelegt haben soll.
Als seine Chefs aus Schönberg dies erfuhren, wurde er postwendend aus Palingen entfernt.
Als ich gegen Ende meiner Dienstzeit ( ungefragter Wehrpflichtiger mit insgesamt 18 Monaten ) zunehmend nachlässiger den Anordnungen nachging, habe ich mich dummerweise so auffällig renitent benommen, dass man mich zu 10 Tagen Arrest in Schönberg verdonnerte und ich danach Palingen bis zum regulären Ende der Dienstzeit nicht mehr wieder sehen durfte.

Nun bin ich gespannt, was Ihr zu meinen Begegnungen mit Palingen meint.